
Wir beschließen beim Frühstück, den Fluss zu wechseln und gen Norden zum Main zu fahren. Ziel ist zunächst das Städtchen Amorbach, welches uns seines niedlichen Namens wegen anzieht. Unterwegs beschließen wir, uns dort zu küssen vor dem Ortsschild. Das passt doch.
Die Fahrt führt uns durch den herbstlichen Odenwald, nicht spektakulär, aber sehr schön.
Ein depperter PKW versucht uns auf der Landstraße zu überholen, bei durchgezogener Linie kurz vor einer Kurve. Der entgegenkommende Fahrer hupt hektisch und ist offensichtlich schockiert. Bald darauf passieren wir ein großes Warnschild mit der Anzahl der Unfälle, Verletzen und Todesopfer, die es in der letzten Jahren hier gegeben hat.
Am Ortsschild von Amorbach wollen wir dann unser Selfie machen, können uns aber nicht über die Art und Weise des kurzfristigen Haltens einigen. Zu sehr sitzt die Fahrt entlang der Unfallschwerpunkte in mir und ich will hier nicht am Straßenrand stehen bleiben. Also küssen wir uns erstmal nicht.
Ich verbinde Amorbach im Odenwald mit einem Campingurlaub mit meinen Eltern und Schwestern und unserem ersten Hund auf einem Campingplatz im zarten Alter von ungefähr 4 Jahren. Vorbeifahrend am Bahnhof sehen wir eine Ansammlung alter Loks und Schienenbusse, unter anderem den Sonderzug nach Pankow. Hier müssen wir also nochmal hin, die Züge angucken und vielleicht gibt es auch den Campingplatz noch. Und dann küssen wir uns endlich.
Jetzt fahren wir aber erstmal weiter, denn wir wollen ja zum Main. Wir landen im nächsten Städtchen Miltenberg, nichts ahnend, in welchem Kleinod wir gelandet sind.

Es gibt mehrere Wohnmobilstellmöglichkeiten und wir erwischen noch einen Platz mit Entsorgung direkt am Wasser.

Danach geht’s mit den Rollern ins Städtle. Nun ja, rollertauglich ist es hier nicht, überall Kopfsteinpflaster.

Aber sehr schön ist es hier.







Eine prächtige, gepflegte Altstadt mit ansprechenden Läden, nicht der penetrante Chinaramsch, den wir in anderen Touristenstädten gesehen haben.

In einem Schuhladen erstehe ich mit Hilfe von Christian und einer sehr fähigen Schuhverkäuferin ein paar Schuhe, die ich schon lange gesucht habe. An der Kasse kommen wir mit drei Verkäuferinnen ins Plaudern, die alle drei voll des Lobes sind über ihre Stadt.

Auf dem Rückweg überrede ich Christian zu einer Einkehr zum Kaffeeklatsch in einem türkisch anmutenden Laden. Er versucht, bei der netten jungen Bedienung seinen Charme spielen zu lassen und sie zu überreden, das Sonderangebot an seine Wünsche anzupassen. Leider ohne Erfolg.

Sie macht später noch eine witzige Bemerkung dazu. Ich überlege kurz, sie nochmal anzusprechen. Schon lange haben wir uns vorgenommen, mal mit einer Frau, die Kopftuch trägt, über ihre Beweggründe zu sprechen, dies hier in unserem freizügigen Land zu machen. Ich unterstelle automatisch Unterdrückung der Frau, weiß aber nicht, ob ich damit richtig liege. Sicher nicht immer. Wir haben sogar mal einen Besuch in einer Moschee in Erwägung gezogen, das scheitert aber daran, dass ich auf keinen Fall meinen Kopf bedecken werde. Leider ergibt sich keine Gelegenheit mehr dazu, mit der Frau, die einen aufgeschlossenen Eindruck macht, ins Gespräch zu kommen. Schade.
Stattdessen beobachten wir etliche Touristengruppen, die von einheimischen Führern mit Kopfhörern auf den Ohren durch die Stadt geschleust werden. Die Führer reden ausnahmslos englisch und wir vermuten, dass die Gäste von Flusskreuzfahrten stammen. Ein älterer, englischsprachiger Herr wird aufgrund seiner roten Schirmmütze von Christian zweifelsfrei als Anhänger von Donald Trump identifiziert und wir machen uns gehörig über ihn lustig.

Wir sitzen dann noch ein bisschen auf einer Bank am Main und fahren auch mit den Rollern noch am Bus vorbei am Wasser entlang, ehe wir heimkehren.
Wir kommen noch mit unseren Nachbarn ins Gespräch, die eine „Sparkasse“ fahren. Dabei handelt es sich um einen Mercedes LN2, die früher als rollende Sparkasse durch die Gegend fuhren. Am Wochenende vor Ort ein Saisonabschlusstreffen der LN2 Freunde statt. Christian kennt die z.T. online über das Busforum.

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