Auswanderer und verschwundene Schiffe

Wir haben einen Stellplatz ganz nahe dem Überseehafen gefunden. Direkt vor dem Busfenster ist der „Kaiserhafen Eins“. Aber leider nichts los hier. Liegt wohl an dem Feiertag.

Wir fahren mit den Rollern in Richtung Überseehafen. Kommen aber leider nur bis zur Container-Aussichtsplattform, die dann auch noch geschlossen hat. Alles verrammelt und mit Flatterleinen dekoriert.

Aber auch hier: kein reges Be- und Entladen von Schiffen, kein Schiffsverkehr im Hafen, nur ein paar LKW-Fahrer aus der Ukraine die hier die Zeit neben ihren LKW totschlagen.

Nachdem Kerstins neuer Roller offensichtlich mit dem Akku zickt, fahren wir erst nochmal am Bus vorbei. Kaffee- und Ladepause. Ich fahre anschließend in den Süden Bremerhavens um zu gucken, wie es dort mit den Stellplätzen aussieht. Wir brauchen dringend Frischwasser. Strom schadet auch nicht. Die „Dunkelflaute“ lässt grüßen 😉

Ich stelle fest. Bremerhaven ist ganz schön lang. Außerdem sind keine halbwegs direkten Wege möglich, weil man permanent vor irgendwelchen Hafenbecken steht….

Der ausgesuchte Wohnmobilstellplatz ist relativ leer und vor allem direkt am Fischereihafen. Schön!

Auf dem Rückweg komme ich noch an einigen Schiffs-Oldies vorbei

Auch ein das U-Boot „Wilhelm Bauer“ hat hier seinen letzten Hafen gefunden.
www.www.uboot-wilhelm-bauer.de

Mit Kerstin treffe ich mich direkt am Auswandererhaus. Das war für heute mein großer Wunsch dieses zu besichtigen.

Was soll ich sagen: meine Vorstellungen wurden eher übertroffen. Eine wirklich gelungene Ausstellung.

Im Auswandererhaus wurden viele Räume baulich den damaligen Gegebenheiten nachempfunden. Man fühlt sich tatsächlich Mittendrin.

Der Rundgang beginnt in einer Wartehalle.

Hier stehen lebensgroße Figuren in zeitgerechter Kleidung am Kai, vor ihnen der riesige Wand des Schiffes, untermalt mit betriebsamen Geräuschen.

Alles sehr lebensecht und man kann sich die beklommenen Gefühle der Passagiere, die Heimat auf immer zu verlassen, sehr gut vorstellen.

Jeder Besucher bekommt eine Chipkarte, mit der man einzelne Erklärstationen aktivieren kann, und zusätzlich einen Namen von einer echten Person, deren Biographie man in der Ausstellung immer wieder begegnet.

Ich habe ein junges Mädchen verfolgt, die mit 17 Jahren die Heimat verlassen hat und aufs Schiff ging. Ich war enttäuscht, dass ich ihre Geschichte nicht weiter verfolgen konnte, wie es zunächst schien. Aber später konnte man die Biographien wiederfinden.

Die junge Frau hat zwar ein neues Leben gefunden, geheiratet, aber musste später mit ihrem Mann die gut gehende Bäckerei aufgeben, weil diese in einer von Serben bewohnten Gegend lag und man sie für die Verbrechen Hitlers verantwortlich machte. Klang alles nicht neu. Heute werden in Deutschland lebende Juden oder Palästinenser für die Verbrechen verantwortlich gemacht, die ihre Regierung oder Terrororganisationen begehen.

Ich las über eine äußerst engagierte jüdische Ärztin, die ihren Beruf aufgeben und vor den Nazis fliehen musste, aber nie richtig in den USA heimisch wurde und am Ende sagte, sie wäre besser geblieben und vergast worden. Zwei Monate vor ihrem Tod kehrte sie nach Deutschland zurück.

Eine Station zeigte sehr lebensnah die Unterkünfte der dritten Klasse auf drei verschiedenen Schiffen. Die Segelboote waren so beengt und überall schnarchten und husteten Leute, echt gruselig.

Man kann sich das gar nicht vorstellen, so eine monatelange Fahrt zu überstehen. Mit den Dampfern ging es schon besser und in den 50er Jahren gab es schon richtige 4er Kabinen mit Waschgelegenheit.

Ich habe dann in den käfigartigen Ankunftshallen in New York einen Einwanderungstest bestanden, weil ich mehr als 5 Dollar besitze und keine ansteckende Krankheit habe oder behindert bin.

Der neuere Teil des Museums beschäftigte sich dann mit der Einwanderung nach Deutschland.

Das fand ich leider nicht mehr so spannend, obwohl ich mich hier doch auch noch gerne länger aufgehalten hätte, aber Punkt 17 Uhr wird man gnadenlos rausgeschmissen.

Zurück am Bus meckert mein Roller Akku schon wieder. Über Nacht wird er komplett aufgeladen und dann sehen wir weiter.

Mangels Wasser und Strom fahren wir einen Womo Stellplatz an. Erst als wir da sind, fällt Christian auf, dass er eigentlich zu einem anderen Platz wollte. Der ist 600 m weiter, über die Straße aber tatsächlich über 4 km. Also bleiben wir hier, Entsorgung klappt gut und auch das allbekannte Problem (wie geht der Automat, der die Entsorgung regelt, wie funktioniert die Kasse, was meinen die bloß mit dieser Beschreibung), das wir auf allen Stellplätzen haben, lässt sich nach Brille aufsetzen und rumprobieren lösen.

Rosenkohl, Süßkartoffelstampf und Fisch, zusammen zubereitet, beschließt den Abend mit dem neuesten Tatort.

Gefahren mit dem Bus innerhalb Bremens: 8,5 km

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