Geister und Fabelwesen

Heute zieht es uns zum Spreewaldfest, das immer am ersten Juli-Wochenende in Lübbenau stattfindet. Den Bus lassen wir am Stoßdorfer See stehen und radeln dorthin.


Ein schöner Radweg führt uns entlang des Stoßdorfer Sees, des Stöbritzer Sees und des Hintenberger Sees in Richtung Lübbenau. Ein bisschen Nebenstraße ist auch noch dabei. Aber hier sind eigentlich gar keine Autos unterwegs….

In Lübbenau treffen wir erstmal auf eine Art Kirmes. Hmmm, so haben wir uns das eigentlich nicht vorgestellt.

Ein Paar, das auch mit Fahrrad unterwegs ist, hat aber auch dasselbe Ziel wie wir und fährt voraus. Prima. Wir sind am Hafen 🙂 Zumindest nennen die das hier so 😉 Wir nennen das eher touristischen Rummel.

Wir beginnen das Fest erstmal mit einem Spreewälder Gürkchen vom Gürkchenstand. Lecker!

Frisch gekochte kalte Gurkensuppe gibts auch. Cool. Die Spreewälder kochen kalt 😉

Es ist schon einiges los. Eigentlich sollten wir uns einen Platz suchen, an dem wir auch gut was sehen. Allerdings überkommt uns jetzt nochmals der kleine Hunger. Also bestellen wir uns erstmal an einer der vielen Verpflegungspunkte ein Spreewälder Fischbrötchen. Saulecker. Viel Kraut und viel Meerrettich….. Das Fischbrötchen pfeift einem die Nase weg und rührt zu Tränen. Da braucht man keinen Inhalator mehr, um gut Luft zu bekommen.

Am Hafen ist schon ein riesiges Gewusel und man erkennt bei vielen auch die Aufregung. Roland Kaiser singt uns noch ein paar Lieder, während wir uns einen Platz suchen, von dem aus wir ein bisschen was sehen. Funktioniert nur mittelmäßig. Sind doch einfach schon zu viele Leute.

Dieser „Umzug“ mit den Kähnen ist eine Art Karnevalsumzug an dem die Vereine, Firmen, Feuerwehr etc. teilnehmen. Wir kennen jetzt also schon die Wohnungsbaugenossenschaft, den örtlichen Solaranlagenbauer …. Schön 😉

Die Trachten finde ich eigentlich am schönsten. Die Damen haben überall aufgestickte Blümchen. Das ist doch toll. Die Hauben sind groß und mit verstärktem Stoff wirken sie sehr mächtig und besonders.

Nach einiger Zeit suchen wir uns einen anderen Platz und finden auch ein Stück Wiese, wo wir direkt am Wasser sitzen und die Füße ins kühle Nass baumeln lassen können. Wir schauen uns weiter den Umzug an. Schön ist es hier. Allerdings müssten einige der Umzugsteilnehmer mal zum Wurftraining, denn es werden auch hier so eine Art Kamelle geworfen, die eingepackten Bonbons landen allerdings oft im Wasser und gehen unter. Ob die Fische die mögen? Witzig ist auch der Ohrwurm, der mir hängenbleibt nach dem Vorbeifahren der zwei Kähne des örtlichen Karnevalsvereins: Viva Colonia. Da hätten wir jetzt nicht so weit für fahren müssen…

Hier im Spreewald erzählt man sich gerne viele mystische Geschichten. Diese sind sehr eng mit dieser Gegend verbunden.

Das geht schon mit der Entstehung des Spreewaldes los. Wo der Sage nach einst der Teufel mit seinen Ochsen ein Gewirr aus tiefen Kanälen zog. Diese Legenden und auch Traditionen werden wohl immer noch gelebt.

Was ich auch ganz interessant finde sind die zweisprachigen Ortsschilder und Wegweiser. Sie zeigen, dass hier auch eine andere Sprache (sorbisch) beheimatet ist. Diese alte Sprache, aber auch die Geschichte der Sorben und Wenden geht bis ins 6. Jahrhundert zurück. Und diese uralte Sprache wird auch heute noch gepflegt. Erstaunlich!

Der Umzug ist beendet und wir laufen zum Hafen zurück. Hier finden wir ein nettes Café, wo man auch draußen sitzen kann. Nach dem obligatorischen Eisbecher gibt es noch den von der Kellnerin wärmstens empfohlenen Stachelbeerkuchen. Lecker! Kurzerhand werden wir von einer Frau, die selbst gemalte Bildchen verkauft (leider interessieren sich da nicht sehr viele Leute für) zum aufpassen verdonnert, weil sie aufs Klo muss und dürfen uns als Dankeschön eine kleine Postkarte aussuchen. Überhaupt versüßen uns diese Dame und die flotte, witzige Kellnerin den Tag. Im benachbarten Eiscafé, wo wir zuerst versucht hatten einen Tisch zu bekommen, beobachten wir zwei Damen, die die ganze Stunde aufgeregt und nervös auf ihre angekündigte Begleitung warten. Am Ende tauchen tatsächlich zwei Herren auf. Ob das die richtigen sind…? Hier könnte ich den ganzen Tag sitzen.

Wir beobachten allerlei Leute auf der Straße und können auch ein Poilzeiauto ausmachen, das einen Plattfuss hat. Richtig was los hier. Erstaunlich ist auch, dass diese Straße trotz Menschenmassen an diesem Festtag nicht gesperrt wurde und welche Fahrzeuge sich einen Weg durch das Gedrängel bahnen: Neben der obligatorischen Touristenbimmelbahn auch diverse Autos, Wohnmobile und auch zwei Wohnwagengespanne. Wo wollen die bloß hin?

So frisch gestärkt machen wir uns dann auf den Rückweg zum Bus.

Im Bus ist dann noch Resteessen und der Restfilm von gestern angesagt. Passenderweise ist es ein Krimi, der in der DDR spielt zwei Jahre vor der Wende. Wir lesen nach und stellen fest, dass es im heutigen Deutschland keine Drehorte mehr gibt, die die so typische DDR-Tristesse ausstrahlen und man nach Tschechien ausgewichen ist. Am Ende des Films gibt eine Westdeutsche ihrer Hoffnung Ausdruck, dass man nicht mehr bis zur Rente warten muss bis zum Wiedersehen, das könne doch jetzt vielleicht auch ganz schnell gehen. Sehr unrealistisch, in meiner Erinnerung hatte das damals doch niemand auf dem Schirm.

Ein paar Mücken haben es trotz unserer neuen Fenster mit Fliegenschutz mit hinein geschafft, auch eine Heuschrecke sorge für Unruhe in der Nacht, ebenso ein benachbartes Auto, welches offenbar ein kleines Kind beherbergt. Was dieses junge Paar noch so alles in ihrem Caddy spazieren fährt, entdecken wir erst am nächsten Morgen und wundern uns dann nicht mehr über die lange Schlafensvorbereitungszeit.

Fahrrad: 31 km

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