
Heute starten wir mal früher ….. dachten wir uns. Klappte leider nicht 😉
Nach dem Frühstück gehts mit der Bahn direkt nach Völklingen, wo wir gestern unsere Tour beendet hatten. Halb Eins in Völklingen – geht ja noch.
Auf die Besichtigung der Völklinger Hütte verzichte ich heute. Aus Zeitgründen, aber auch weil ich nicht weiß ob ich die Tour zu Fuß schaffen würde. Wir fahren also erstmal wieder auf den Saarradweg.
Vorbei an so einigem alten Geraffel






unter Missachtung diverser Verbotsschilder fahren wir weiter

treffen dann aber auch, wenn wir schon mal die Umleitung radeln, auch auf Sperrungen innerhalb der Umleitung

Mein Lieblingsbayer fährt ja gerne da, wo es eigentlich verboten ist, um zu gucken, ob das geht. OK, dann lasse ich mich mal drauf ein. Rechne aber nicht damit, dass auf der verbotenen Strecke problemloses fahren möglich ist, wohingegen auf der erlaubten mehrere Baufahrzeuge zugange sind, die Strecke blockieren und wir und alle entgegenkommenden Radler die Räder durch die Ritzen schieben müssen, die die Fahrzeuge lassen.
Saarlouis soll heute eins unserer Ziele werden. Komoot weist uns auch direkt auf den „alten Friedhof“ hin.

Wir wollen eh noch was Essen. Kann man doch auch gut auf dem Friedhof machen 🙂
Zuerst schauen wir uns aber den Friedhof an sich an. Toll, was wir hier zu sehen bekommen. Wenn man das so sagen darf.





Dieser Friedhof verrät viel über die Menschen, die in der Nähe wohnen oder gewohnt haben. Hier habe ich den Eindruck, dass die Gesellschaft in Saarlouis eigentlich bunt gemischt war.
Hier lebten Franzosen und Deutsche, Katholiken, Protestanten und Juden, Zivilisten und Soldaten in Gemeinschaft zusammen. Zeitweise wohl sehr friedlich, es gab aber bekanntlich auch sehr stürmische Zeiten. Offensichtlich bekam aber jeder, der sein Leben in Saarlouis beendete dort seine letzte Ruhestätte.





Die Eröffnung des katholischen Friedhofs geht auf das Jahr 1773 zurück. 1821 wurde daneben ein protestantischer Garnisonsfriedhof gebaut. Grund war, dass die Saarlouiser fast alle katholisch, die in der Stadt stationierten preußischen Offiziere aber meist Protestanten waren. 1905 kam der jüdische Friedhof dazu. Irgendwann durften dann auch normale protestantische Bürger neben Katholiken beerdigt werden. Der jüdische Friedhof ist ein abgetrennter Bereich. Ist es einfach eine eigene Kultstätte oder ein Glaubensghetto? Keine Ahnung.
Wir verbringen viel Zeit auf diesem Friedhof. Wir lesen Inschriften, bewundern die kunstvoll gestalteten Grabmale und den tollen alten Baumbestand. Von mir also ein ganz klares Daumen hoch. Lohnt sich.
Jetzt gehts aber weiter. Kurze Zeit später sind wir auch schon in der Innenstadt. Toll! Die haben doch uns zu Ehren lauter Fähnchen aufgehängt. Das ist doch mal eine Begrüßung.
Aber nein, bei genauerem Hinsehen findet hier heute Nachmittag ein Frauenlauf statt. Alle können mitmachen, ich auch. Will aber nicht, fahr lieber Rad.

Aber was ist das? Etwa eine Eisdiele? Cool! Nichts wie rein….

Mir fällt ein gebrechlicher Mann am Nachbartisch auf, der mit einer jüngeren Frau da sitzt, die offensichtlich auf ihn aufpassen soll. Sie belehrt ihn in lautem Ton über die Vorzüge des Aktivbleibens im Alter und wie und wann er dies tun solle. Alle können mithören. Erinnert mich an meine Ex Chefin. Gott bewahre, dass ich mal so alt und hilfsbedürftig werde, dass ich meine Zeit mit so einer belehrenden Person verbringen muss und auf sie angewiesen bin, weil kein anderer mehr da ist.
Später setzt sich eine alte Dame mit Rollator mit der Tochter an einen Tisch. Die Dame sitzt noch nicht, hantiert mit dem Rollator rum, auf den sie sich beim hinsetzen aufstützt, da hat die Tochter diesen schon geschnappt, zusammengeklappt und ordentlich beiseite gestellt. Verflixt, vielleicht sollte man der Tochter mal ohne zu fragen die Schuhe wegnehmen.
Frisch eisgestärkt drehen wir eine Runde durch das Städtchen. Aber hallo! Die haben ein Kneipenviertel, das muss sich Düsseldorf warm anziehen.

Die katholische Kirche St. Ludwig ist sehenswert. Sehr modern und untypisch für katholische Bauten.





Wir suchen noch die Kasematten, die als kulinarisches Zentrum angepriesen werden. Leider sitzt hier nur der Dönermann mit seinem Cuseng und isst das eigene Essen, ansonsten ist hier tote Hose. Aber die grasgedeckten Gebäude sind sehenswert. Vor allem weil der Fachmann an meiner Seite erklärt, dass es damals keine ausgeklügelte gewichtssparende Dachbegrünung gab und die Dächer ein riesiges Gewicht tragen mussten.



Über einen (grünen) Saar-Altarm gehts zurück zum Saarradweg

Der Saarradweg ist auch weiterhin mit Umleitungen gespickt, an die wir uns weiterhin mal mehr, mal weniger halten.

Eine größere Umleitung gibt es in einem riesigen Aktionsviertel bei Merzig, wo wir über Parkplätze, bei McDonalds, Fitnessstudio, Trampolins und Schwimmbad endlich in die Irre geführt werden. Ok, kurze Pause bei einem Kletterpark, wo ich erfreut feststelle, dass man hier mit dem ganzen Kindergeburtstag aufschlagen und dabei den selbstgebackenen Kuchen mitbringen kann.


Danach finden wir auch den richtigen Weg wieder.

Bald darauf beschließen wir kurz hinter Besseringen über den Berg zu fahren nach Mettlach, da von dort der Zug geht. Die Saar macht nämlich hier eine Schleife und verlässt die von uns so geschätzte Bahnstrecke. Seit langem geht es mal wieder bergauf. Durch unsere Flussfahrten sind wir ganz schön faul geworden. Entlang an einem liebevoll gestalteten Kreuzweg kommen wir zu einem exponiert stehenden Baum, den wir schon aus der Ferne bewundern.

Beim Näherkommen informiert uns ein Schild, dass dieser Baum ein Baumdenkmal und als Richteiche St. Gangolf bekannt ist. Er hat zwei große Löcher, wo dicke Äste abgebrochen sind und ist innen hohl.
Beeindruckend, dass er noch steht. Mein Baumfachmann neben mir erklärt, dass solche Bäume früher mit Stangen gesichert wurden, was sich aber auf Dauer als nutzlos erwiesen habe. Heute dürfe so ein Baum einfach stehen bleiben und alt werden.
Weiter gehts bergauf, nach längerem Gestrampel treffen wir oben auf die B51, die wir hinunterfahren, ohne Fahrradweg. Unangenehm. Aber der Bahnhof von Mettlach ist nicht weit und bald sind wir wieder auf unserem Parkplatz in Konz.

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